Acher-Rench Zeitung, 23. Mai 2011
"Wenn der Wind im Nachtfenster atmet"
Ein faszinierendes Unikat aus Wort-Bild-Musik und Tanz
[von Brigitte Gutmann]
Achern. Einen einzigartigen Abend erlebte das Publikum bei einer Gong-Veranstaltung in der Mensa des Acherner Gymna-
siums. Er war schwerpunktmäßig komponiert aus der Lyrik Winfried Hoggenmüllers und den Bildern, Videocollagen und der Musik Rainer Schöttgens. Eine besondere Note bekam die Veranstaltung durch die künstlerische Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern der Oberstufe, die selber eigene Gedichte geschrieben hatten, Gedichte vortrugen und angeregt wurden, ein Video sowie Bilder zu Gedichten zu gestalten oder zu einem Video eine ausdrucksvolle Tanzeinlage einzustudieren. Bewundernswert die choreografische Einstudierung und Umsetzung durch die Pädagogen Christine Neeff und Ernst Rattinger.
„Wenn/der wind/im nachtfenster/atmet/löst/der singende schnee/das laub/von meinem/augengesicht.“ Schon das auf die Leinwand projizierte Anfangsgedicht des dichtenden Arztes Dr. Winfried Hoggenmüller verrät seine aufs Wesentliche reduzierte und sprachschöpferische Lyrik, deren existentielle Tiefe sich oft erst beim zweiten Hören und Lesen erschließt. Farben, vor allem die Farbe Blau, fallen auf, symbolische Bilder, Melan-
cholie und ein Bewusstsein für die Kostbarkeit des Lebens, der Liebe und die Realität des Sterbens. Man spürt die Grenzerfahrungen, die Winfried Hoggenmüller in der Hospizarbeit gesammelt hat.
Der erste Themenabschnitt „dich zu sehn“ war der Liebe, der zweite „mitten im langen sterben“ dem Tod gewidmet. Susanna Dauser, Maria-Sophie Oser und vor allem die begabte Katharina Tolle ließen sich von Hoggenmüllers Lyrik inspirieren, variierten sie teilweise und schrieben erstaunlich reife Gedichte, die wechselnd von ihren Mitschülerinnen vorgetragen wurden (Sandra Ebner, Gül Sogukpinar, Lisa Rauber, Marija Schwetz, und Christopher Bombik, der ein Gedicht Hoggenmüllers auch auf Polnisch vortrug.)
Zwischen jedem Themenabschnitt schlugen die Bilderfolgen und die dazu komponierte Musik des vielseitigen Künstlers Rainer Schöttgen das atemlos schauende und lauschende Publikum in ihren Bann. Während die Klänge oft meditativ, impressionistisch wirkten, strahlten die Bilder, mit Videotechnik bearbeitet, eine starke Expressivität aus. Schöttgens Ausdruckspalette reicht vom naturalistischen, „schönen“ Porträt oft geheimnisvoller weiblicher Wesen bis zu Abstraktionen, wilden Obsessionen und figürlichen, tänzerischen Reihungen, von Kohlezeichnungen, bei denen die Zuschauer die Enstehung eines Bildes mitvollziehen konnten, bis zu Bildern voller Farblust. Beim Themenbereich „im spiegelsaal aber“ wurde die Bilderfolge durch einen Solotanz (anmutig Anna Adler) und eine fantastische Gruppen-Tanzeinlage ergänzt: Alle Tänzer waren durch elastische Säcke verhüllt und verloren so ihre Individualität, fügten sich zu Prototypen, Gruppen und Skulpturen zusammen. Dazwischen das schöne Gedicht von Hoggenmüller „Illenausommer“.
Bei „offenes blau“ wurden die Gedichte heiterer und mit einem stimmungsvollen von Schülern erstellten Video sowie Bildern interpretiert. Marie Bross (Querflöte) und Marija Schwetz (Klavier) umrahmten einfühlsam durch Werke von Honegger, Débussy und Ludovico Einaudi die Veranstaltung. Die Schlusssequenz zum symbolischen Gedicht „fernes Ziel“ spannte einen wohltuenden Rahmen vom Morgen zum „Abend“ des Lebens. Nun konnte das ergriffene Publikum den Mitwirkenden für einen Abend mit besonders künstlerischem Rang, für ein Generationen übergreifendes „Gesamtkunstwerk“ danken. Der Veranstalter Jochen Lemme sprach gar von einem Unikat, bei dem man sehend die Fülle und hörend die Stille spürte. In dem Buch „hier wohnst du weit weg“, erschienen im Acheron Verlag von Wolfgang Winter, ist die fruchtbare Zusammenarbeit von Hoggenmüller/Schöttgen dokumentiert.
"Wenn der Wind im Nachtfenster atmet"
Ein faszinierendes Unikat aus Wort-Bild-Musik und Tanz
[von Brigitte Gutmann]
Achern. Einen einzigartigen Abend erlebte das Publikum bei einer Gong-Veranstaltung in der Mensa des Acherner Gymna-
siums. Er war schwerpunktmäßig komponiert aus der Lyrik Winfried Hoggenmüllers und den Bildern, Videocollagen und der Musik Rainer Schöttgens. Eine besondere Note bekam die Veranstaltung durch die künstlerische Mitwirkung von Schülerinnen und Schülern der Oberstufe, die selber eigene Gedichte geschrieben hatten, Gedichte vortrugen und angeregt wurden, ein Video sowie Bilder zu Gedichten zu gestalten oder zu einem Video eine ausdrucksvolle Tanzeinlage einzustudieren. Bewundernswert die choreografische Einstudierung und Umsetzung durch die Pädagogen Christine Neeff und Ernst Rattinger.
„Wenn/der wind/im nachtfenster/atmet/löst/der singende schnee/das laub/von meinem/augengesicht.“ Schon das auf die Leinwand projizierte Anfangsgedicht des dichtenden Arztes Dr. Winfried Hoggenmüller verrät seine aufs Wesentliche reduzierte und sprachschöpferische Lyrik, deren existentielle Tiefe sich oft erst beim zweiten Hören und Lesen erschließt. Farben, vor allem die Farbe Blau, fallen auf, symbolische Bilder, Melan-
cholie und ein Bewusstsein für die Kostbarkeit des Lebens, der Liebe und die Realität des Sterbens. Man spürt die Grenzerfahrungen, die Winfried Hoggenmüller in der Hospizarbeit gesammelt hat.
Der erste Themenabschnitt „dich zu sehn“ war der Liebe, der zweite „mitten im langen sterben“ dem Tod gewidmet. Susanna Dauser, Maria-Sophie Oser und vor allem die begabte Katharina Tolle ließen sich von Hoggenmüllers Lyrik inspirieren, variierten sie teilweise und schrieben erstaunlich reife Gedichte, die wechselnd von ihren Mitschülerinnen vorgetragen wurden (Sandra Ebner, Gül Sogukpinar, Lisa Rauber, Marija Schwetz, und Christopher Bombik, der ein Gedicht Hoggenmüllers auch auf Polnisch vortrug.)
Zwischen jedem Themenabschnitt schlugen die Bilderfolgen und die dazu komponierte Musik des vielseitigen Künstlers Rainer Schöttgen das atemlos schauende und lauschende Publikum in ihren Bann. Während die Klänge oft meditativ, impressionistisch wirkten, strahlten die Bilder, mit Videotechnik bearbeitet, eine starke Expressivität aus. Schöttgens Ausdruckspalette reicht vom naturalistischen, „schönen“ Porträt oft geheimnisvoller weiblicher Wesen bis zu Abstraktionen, wilden Obsessionen und figürlichen, tänzerischen Reihungen, von Kohlezeichnungen, bei denen die Zuschauer die Enstehung eines Bildes mitvollziehen konnten, bis zu Bildern voller Farblust. Beim Themenbereich „im spiegelsaal aber“ wurde die Bilderfolge durch einen Solotanz (anmutig Anna Adler) und eine fantastische Gruppen-Tanzeinlage ergänzt: Alle Tänzer waren durch elastische Säcke verhüllt und verloren so ihre Individualität, fügten sich zu Prototypen, Gruppen und Skulpturen zusammen. Dazwischen das schöne Gedicht von Hoggenmüller „Illenausommer“.
Bei „offenes blau“ wurden die Gedichte heiterer und mit einem stimmungsvollen von Schülern erstellten Video sowie Bildern interpretiert. Marie Bross (Querflöte) und Marija Schwetz (Klavier) umrahmten einfühlsam durch Werke von Honegger, Débussy und Ludovico Einaudi die Veranstaltung. Die Schlusssequenz zum symbolischen Gedicht „fernes Ziel“ spannte einen wohltuenden Rahmen vom Morgen zum „Abend“ des Lebens. Nun konnte das ergriffene Publikum den Mitwirkenden für einen Abend mit besonders künstlerischem Rang, für ein Generationen übergreifendes „Gesamtkunstwerk“ danken. Der Veranstalter Jochen Lemme sprach gar von einem Unikat, bei dem man sehend die Fülle und hörend die Stille spürte. In dem Buch „hier wohnst du weit weg“, erschienen im Acheron Verlag von Wolfgang Winter, ist die fruchtbare Zusammenarbeit von Hoggenmüller/Schöttgen dokumentiert.